Was sind Alphaviren?
Bei den Alphaviren handelt es sich um Viren aus der Gattung der Togaviridae. In diese Gattung lassen sich etwa 20 umhüllte einzelsträngige RNA-Viren mit einem Durchmesser von etwa 60 bis 70 Nanometer einordnen. Die Virushülle besitzt typische Spikes, die aus Glycoproteinen bestehen. Diese vermehren sich im Zytoplasma, wobei schon allein die Nukleinsäure hochinfektiös ist. Alphaviren sind auf der ganzen Welt verbreitet. Vor allem werden die Krankheitserreger durch Stechmücken übertragen.
Beim Menschen können Alphaviren epidemisch, sporadische oder endemische Erkrankungen hervorrufen. In den meisten Fällen kommt es zu fieberhaften Infekten, die teilweise mit Gelenkentzündungen und Exanthemen einhergehen.
Bei Tieren kann es auch zu letalen Infektionen mit einer Beteiligung des zentralen Nervensystems kommen. Dazu zählt insbesondere die Enzephalomyelitiden bei Pferden. Diese Erkrankung zählt auch zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen.
In welche unterschiedlichen Arten werden die Alphaviren kategorisiert?
Zu den humanpathogenen Alphaviren zählen unter anderem folgende Arten:
- Chikungunya-Virus,
- Ross-River-Virus,
- O'Nyong-nyong-Virus,
- Mayaro-Fieber-Virus,
- Sindbis-Virus,
- Semliki-Forest-Virus,
- Mucambo-Virus,
- Everglades-Virus,
Wie häufig treten Alphaviren auf?
Europaweit kommt es nur selten zu Infektionen mit dem Alphavirus, wobei Reiseinfektionen durchaus vorkommen. Durch blutsaugende Vektoren wie Stechmücken werden die Viren übertragen und durch den Biss oder Stich auch wieder an den Vektor zurückgegeben. Zu den weitesten verbreiteten, gehören die Sindbis-Viren.
Welche Krankheiten werden durch Alphaviren ausgelöst?
Je nach Art der Viren, variieren auch die Erkrankungen. Meist kommt es zu infektiöser Arthritis, Enzephalitis, Exanthem und Fieber.
Infektiöse Arthritis
Eine akute infektiöse Arthritis, die durch das Alphavirus ausgelöst wird, entwickelt sich in der Regel schnell. Meist ist eine solche Arthritis akut, nur selten kommt es zu einer chronischen Form. Eine akute infektiöse Arthritis kann nicht nur Menschen mit gewissen Risikofaktoren betroffen, sondern auch völlig gesunde Menschen. Die Knorpelmasse, welche für die Funktionstüchtigkeit des Gelenks erforderlich ist, kann innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen völlig zerstört werden.
Alphaviren bedingte Enzephalitis
Bei einer Alphaviren bedingte Enzephalitis handelt es sich um eine Entzündung des Hirnparenchyms. Diese entsteht aufgrund eines direkten Eindringens von Alphaviren. Dabei kann es zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber und einen veränderten mentalen Status, fokal neurologische Defizite und zu Krampfanfällen zu kommen.
Alphaviren bedingtes Exanthem
Von einem Exanthem ist die Rede, wenn ein Hautausschlag große Hautareale befällt. In den meisten Fällen wird es durch eine Infektion mit Masern oder Röteln ausgelöst. Doch in manchen Fällen sind auch die Alphaviren verantwortlich.
Alphaviren bedingtes Fieber
Bei einer Infektion mit Alphaviren kommt es in den allermeisten Fällen zu Fieber. Dabei kann die Körpertemperatur bis auf 40 Grad steigen. Nach einigen Tagen sinkt das Fieber wieder.
Wie machen sich Alphaviren bemerkbar?
Viele Infektionen mit Alphaviren, verlaufen völlig ohne Symptome ab. Kommt es zu Krankheitszeichen, beginnen diese im Regelfall mit leichten, unspezifisch grippeähnlichen Beschwerden, die sich allerdings zu Syndromen entwickeln können. Folgende Syndrome können unter anderem auftreten:
- Lymphadenopathie,
- Exantheme,
- aseptische Meningitis,
- Enzephalitis,
- Gelenkschmerzen,
- Arthritis,
- Nicht kardial bedingte Lungenödeme.
In
vielen Fällen kommt es auch zu Fieber und der erhöhten Neigung zu
Blutungen. Dabei spielen eine verminderte Synthese der
Vitamin-K-abhängiger Gerinnungsfaktoren, veränderte Funktionen der
Blutplättchen und eine disseminierte intravaskuläre Gerinnung eine große
Rolle.
Wie werden die Alphaviren diagnostiziert?
Um eine Infektion mit Alphaviren nachzuweisen, werden Kulturen angelegt und Bluttests durchgeführt. Zudem ist es möglich, das Blut auf bestimmte Antikörper, die sich gegen das Antigen von Alphaviren bilden, zu untersuchen. Beim Anlegen von Kulturen lässt man Mikroorganismen aus Proben von Körperflüssigkeiten, Blut oder anderen Materialien, welche aus dem infizierten Bereich entnommen wurden, im Labor wachsen. So lange bis sich eine ausreichende Menge gebildet hat, die sich dann bestimmen lässt.
Mithilfe der Polymerase-Kettenreaktions-Test, kurz PCR-Test, gelingt es Medizinern, das Alphavirus rasch und genau zu identifizieren. Liegen gravierende Symptome vor oder eine Infektion stellt ein enormes Risiko für die gesamte öffentliche Gesundheit dar, werden diese Tests häufig schnell durchgeführt.
Wichtige Hinweise:
- Vor der Blutentnahme ist es ratsam, das entsprechende Labor darüber zu informieren, welche Viren zu untersuchen sind.
- Eine, wenn möglich, genaue Reiseanamnese und eine detaillierte Beschreibung der Symptome sind für eine schnelle und effiziente Analytik zwingend erforderlich.
- Liegt der Verdacht auf schwere und unkontrollierbare Verläufe, hämorrhagisches Fieber und Ansteckungsgefahr vor, sollte ein Tropeninstitut konsultiert werden.
Wie werden Alphaviren behandelt?
Die Behandlung der meisten, durch Alphaviren ausgelösten Krankheiten sind nur symptomatisch möglich. Kommt es allerdings zu vermehrten Blutungen, kann eine Therapie mit Vitamin K Substitution erforderlich werden. Ebenso kann es notwendig sein, dass der Betroffenen Transfusionen mit Frischplasma oder Erythrozytenkonzentraten erhält. Eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure und anderen Antiphlogistika ist wegen ihrer thrombozytenaggregationshemmenden Wirkung nicht geeignet.
Wie kann man den Alphaviren vorbeugen?
Um den Alphaviren vorbeugen zu können, ist es essenziell den Stichen oder Bissen von Stechmücken oder Zecken vorzubeugen.
- Kleidung tragen, die so viel, wie nur möglich, am Körper bedeckt,
- Insektenschutzmittel,
- Minimierung der Wahrscheinlichkeit, einen Mückenstich oder einen Zeckenbiss zu erleiden.
Laut
der Labormeldepflicht gemäß dem Infektionsschutzgesetz besteht eine
klinische ärztliche Meldepflicht der Alphaviren, wenn das klinische Bild
eines hämorrhagischen Fiebers erfüllt ist.