Was ist der Clostridium botulinum-Erreger?
Als Clostridium botulinum wird ein anaerober, d.h. sauerstofffreier, wachsender Keim bezeichnet, welcher Sporen ausbilden und dadurch eine lange Überlebensdauer hat. Erst bei 100 °C werden diese Sporen abgetötet, keimen jedoch wieder auf, sobald die Lebensbedingungen günstiger sind. Der Clostridium botulinum-Keim, der überall in der Umwelt auftritt, bildet Giftstoffe, die sogenannten Botulinum-Toxine, aus, von denen auch der Name des Erregers abgeleitet wird. Die Botulinum-Toxine zählen zu den stärksten bekannten Giften, die eine nervenschädigende Wirkung auf den Menschen haben können. Clostridium botulinum produziert unterschiedliche Toxin-Typen (Typ A-G). Beim Menschen spielen vor allem die Toxine A, B, E und F eine Rolle, an denen in Deutschland jährlich etwa zwischen 10 und 20 Menschen erkranken.
Welche Eigenschaften weist der Clostridium botulinum-Erreger auf?
Clostridium botulinum zählt zu einem sogenannten Bodenbakterium und tritt in einer Vielzahl von Typen und Stämmen auf. Der Keim bildet sehr widerstandsfähige und hitzebeständige Sporen aus, welche in unzureichend erhitzten Lebensmitteln auftreten können. Das durch C. botulinum erzeugte Toxin ist thermolabil, d.h. nicht wärmebeständig und kann durch eine äußere Hitzeeinwirkung von 80 °C, welche über einen Zeitraum von 10 Minuten besteht, abgetötet werden.
Welche Krankheiten können durch Clostridium botulinum-Erreger beim Menschen ausgelöst werden?
Botulinum-Toxine können beim Menschen eine sogenannte Botulismus-Erkrankung, d.h. eine schwere Nahrungsmittelvergiftung, verursachen. Tritt Botulismus beim Säugling auf, spricht man von einer sogenannten Säuglingsbotulismus. Bei dieser Infektion besiedelt der Clostridium botulinum-Keim den Darm des Säuglings und bildet dort Toxine aus. Die Besiedlung mit Clostridium botulinum-Erregern sind bei einer intakten Darmflora nicht möglich, weswegen Säuglingsbotulismus nicht bei älteren Kindern oder Erwachsenen vorkommt.
Wie kann man sich mit Clostridium botulinum-Erregern infizieren?
Eine Infektion an Botulismus ist durch den Verzehr von mit Botulinum-Toxinen belasteten Lebensmitteln möglich. Folgende Lebensmittel gelten dabei als besonders risikoreich, da die Konservierungsmethoden manchmal nicht ausreichend sind, um alle Clostridium botulinum-Erreger abzutöten:
- Räucherfische,
- mild gesalzene Fische,
- Wurstwaren, die vakuumverpackt gelagert werden.
Da
es sich beim Clostridium botulinum um einen anaeroben Keim handelt,
wirkt sich eine vakuumverpackte Lagerung positiv auf die Toxinbildung
und das Wachstum des Erregers aus. Da die Sporen der Keime erst bei
Temperaturen über 100 °C absterben, bergen auch eingekochte Wurst- und
Gemüsekonserven ein gewisses Ansteckungsrisiko.
Der Säuglingsbotulismus kann hingegen durch den Verzehr von Honig übertragen werden, während es bei einem Wundbotulismus zu einer Kontamination einer offenen Wunde mit den Sporen von Clostridium botulinum kommt.
Clostridium botulinum-Erreger des Typs E kommen vor allem in kontaminierten Meerestieren oder im Fisch vor, während Typ A und B in Gemüse-und Fleischprodukten enthalten sein können.
Durch welche Symptome äußert sich Botulismus?
Botulismus äußert sich zu Beginn der Erkrankung durch Schluck-, Sprach- sowie Sehstörungen. Je nach Menge des Gifts können die ersten Symptome nach 12 bis 36 Stunden nach der Aufnahme erfolgen. Mit fortschreitender Krankheit können die folgenden unspezifischen Symptome hinzukommen:
- Übelkeit,
- Durchfall,
- Verstopfung
Schreitet
die Erkrankung weiter voran, kann es zur Lähmung der Muskulatur
und/oder Atemmuskulatur kommen. Da Botulismus eine schwere und teilweise
lebensbedrohliche Krankheit ist, bedarf sie einer zwingenden
Behandlung. Betroffene, die entsprechende Symptome an sich feststellen,
sollten umgehend einen Arzt aufsuchen und sich in Behandlung begeben.
Wie kann man sich vor Botulismus schützen?
Clostridium botulinum-Erreger können sich in einer sauerstofffreien Atmosphäre, d.h. im Vakuum, bei einer entsprechenden Kühlung von maximal 7 °C weder vermehren noch Toxine ausbilden. Es gilt jedoch unbedingt darauf zu achten, dass die Kühlkette bei den entsprechenden Lebensmitteln strikt eingehalten wird. Lebensmittel können neben einer Vakuumverpackung auch durch das Einkochen sicher vor Clostridium botulinum-Keimen gemacht werden. Hierzu eignen sich vor allem Gemüse- und Fleischkonserven, welche allerdings doppelt erhitzt werden sollten. Mit der zweiten Erhitzung können eventuell ausgekeimte Sporen abgetötet werden. Generell gilt es sogenannte Bombagen, d.h. aufgetriebene Konserven, nicht zu öffnen. Um einem Säuglingsbotulismus vorzubeugen, sollten Säuglinge unter einem Jahr keinen Honig zu sich nehmen. Dies gilt nicht, sofern Honig in Säuglingsfertignahrung enthalten ist.
Wie wird eine Botulismus-Erkrankung diagnostiziert?
Botulinum-Toxine können im Serum, im Stuhl, aber auch im Erbrochenem, im Wundabstrich sowie in den asservierten Lebensmitteln nachgewiesen werden. Als Diagnostikverfahren kann beispielsweise eine Bioassays, eine Massenspektrometrie oder ein immunologischer Nachweis genutzt werden. Mittels molekulargenetische Verfahren, wie einem quantitativen Multiplex-PCR kann der Erreger, sofern vorhanden, diagnostiziert werden. Sofern der Verdacht eines Säuglings- oder Wundbotulismus vorliegt, kann ein Kulturnachweis des Erregers Sinn machen. Dieser wird beispielsweise auf Blutagar angelegt, nimmt jedoch einige Zeit in Anspruch.
Wie wird Botulismus behandelt?
Bei Botulismus sollte möglichst frühzeitig ein sogenanntes Botulismus-Antitoxin verabreicht werden. Bleibt Botulismus unbehandelt, kann dies unter Umständen sogar zum Tod des Patienten führen.
Meldepflicht
Liegt der labormedizinische Nachweis des Erregers, bzw. des Toxins vor muss dies gemeldet werden. Auch der Verdacht auf eine Erkrankung oder ein Todesfall durch Botulismus ist meldepflichtig. Zur Prävention weiterer Krankheitsausbrüche sollte die Quelle des Botulinum-Toxins gefunden werden, um gegebenenfalls kontaminierte Lebensmittel sicherzustellen.
Therapeutischer Einsatz von Botulinum-Toxin A
Das Botulinum-Toxin A kann zu Therapiemaßnahmen verwendet werden, um folgende Erkrankungen zu behandeln:
- übermäßige Muskelaktivitäten, wie Spasmen der mimischen Muskulatur,
- übermäßige Drüsenaktivitäten, wie krankhaftes Schwitzen (Hyperhidrose)