Zum Hauptinhalt springen

Was ist das Enterovirus?

Unter Enteroviren versteht man Darmviren, welche der Gattung der Picornaviren angehören. Sie vermehren sich im Magen-Darm-Trakt und können aus dem Stuhl oder aus dem Rachen isoliert werden. Allerdings kann eine Replikation des Virus auch andere Gewebe, Muskeln oder Nerven befallen. In den meisten Fällen verlaufen die Symptome nach einer Infektion asymptomatisch. Bei einer Erkrankung mit Enteroviren können Symptome wie bei einer Encephalitis, Meningitis, Myokarditis, Myelitis auftreten. Der Mensch kann folgende Enteroviren isolieren: Coxsackieviren, Echoviren, Polioviren sowie 4 weitere Enterovirustypen 68-71. Außer beim Menschen finden sich die Enteroviren bei Mäusen, Rindern, Schweinen und sogar Affen.

Wie häufig kommt das Enterovirus vor?

Die Enteroviren kommen auf der ganzen Welt vor und eine Infektion kann ganzjährig auftreten. Jedoch zeigt sich in gemäßigten Klimazonen saisonal ein häufigeres Vorkommen in den Sommermonaten und Herbstmonaten. Vorwiegend über den Stuhl und je nach Virustyp werden die Enteroviren über den Rachen oder mit dem Stuhl ausgeschieden. Selbst wenn eine Erkrankung schon abgeklungen ist, können Enteroviren im Stuhl noch mehrere Wochen danach nachgewiesen werden. Über den fäkal-oralen von Mensch zu Mensch Weg oder über den Stuhl oder Speichel erfolgt die Übertragung des Virus. Ebenso können allerdings auch kontaminierte Lebensmittel, Gegenstände oder Trinkwasser ursächlich für eine Infektion sein. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 3-5 Tage.

Welche Erkrankungen werden durch das Enterovirus verursacht?

Nachfolgende Erkrankungen werden ausschließlich durch Enteroviren verursacht

  • Atemwegsinfektion durch das Enterovirus D68: Schwere Atemwegserkrankung, die am häufigsten bei Kindern auftritt und Beschwerden wie Husten und Atemnot hervorruft. Nicht selten ist auch das Rückenmark betroffen.
  • Epidemische Pleurodynie: Bei der epidemischen Pleurodynie sind die Muskeln im Brustkorb befallen, was zu starken Schmerzen, Atemnot und Husten führt. Diese Erkrankung tritt ebenfalls am häufigsten bei Kindern auf.
  • Hand-Fuß-Mund-Krankheit: Sie tritt besonders bei noch kleineren Kindern auf und ist hoch ansteckend. Am häufigsten kommt sie in den Sommermonaten und Herbstmonaten vor.
  • Herpangina: Säuglinge und Kleinkinder sind am häufigsten von dieser Erkrankung betroffen. Die kleinen Patienten klagen über Halsschmerzen, Nackenschmerzen, Appetitlosigkeit sowie Kopfschmerzen, im Verlauf der Erkrankung bilden sich gräuliche Beulen im Rachen und im Mund.

 
Die Erkrankungen wie Enzephalitis, aseptische Meningitis, Myoperikarditis und hämorrhagischen Konjunktivitis können ebenfalls von Enteroviren, aber auch von anderen Organismen verursacht werden.

Wie gefährlich ist das Enterovirus für Neugeborene?

Bei der Geburt kann es durchaus vorkommen, dass Enteroviren von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Im Normalfall entwickelt ein Neugeborenes ein paar Tage nach der Geburt plötzlich eine sepsisähnliche Krankheit. Das Neugeborene leidet an Fieber, hat Blutungen und ist sehr schläfrig. In vielen Fällen schädigt das Enterovirus das Gewebe und die Organe, was leider einen Tod durch Multiorganversagen zur Folge hat.

Durch welche Symptome macht sich das Enterovirus bemerkbar?

Da die körpereigene Abwehr viele der Enterovirusinfektionen stoppen, kommt es in häufigen Fällen zu keinen oder nur zu geringfügigen Symptomen. Bei vielen Betroffenen macht sich das Enterovirus mit Symptomen und Beschwerden in den oberen Atemwegen bemerkbar. Diese ähneln sehr denen einer Erkältung. Bei nur wenigen Patienten ist eine virale Lungenentzündung die Folge.

Können die Enteroviren allerdings mithilfe der Immunreaktion nicht abgetötet werden, können sie sich ungehindert über das Blut im ganzen Körper ausbreiten und Fieber, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, sowie Erbrechen und Durchfall hervorrufen. Aufgrund dieses Symptombilds ist oft von der sogenannten Sommergrippe die Rede, obwohl diese Erkrankung nichts mit einer Grippe zu tun hat.

Gewisse Enterovirusstämme können auch einen Ausschlag oder wunde Stellen im Mund verursachen. Diese Art der Erkrankung ist auch tatsächlich die am häufigsten auftretende Folge der Infektion mit Enteroviren. In den seltensten Fällen wird nach dieser Phase ein bestimmtes Organ von dem Enterovirus angegriffen. Der Schweregrad der Erkrankung mit dem Enterovirus hängt dann davon ab, welches Organ befallen ist.

Wie wird das Enterovirus diagnostiziert?

Verläuft ein Krankheitsfall nur milde, ist ein gezielter Nachweis des Enterovirus nicht notwendig. Verläuft die Erkrankung schwerer, oder tritt gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten auf, kann entsprechendes Material zum Nachweis der Viren in ein spezielles Labor gegeben werden.

  • Materialeinsendung: Im Rachenspülwasser, Rachenabstrich, Stuhl und im Liquor können je nach klinischer Symptomatik Enteroviren nachgewiesen werden. Enteroviren sind im Stuhl am häufigsten anzutreffen.
  • PCR-Test: Liegt eine akute Erkrankung vor, wird die Diagnostik vorwiegend durch einen Erregernachweis mittels PCR-Test durchgeführt.
  • Virusanzucht: Neben dem PCR-Test erfolgt eine Anzucht der Virus in unterschiedlichen Zellkulturen mit einer anschließender Serotypisierung. Mithilfe dieser Serotypisierung kann bei einem gehäuften Auftreten, die Erkrankung infektionsepidemiologisch abgeklärt werden.

Wie wird das Enterovirus behandelt?

In erster Linie erfolgt die Therapie symptomatisch mit Schmerzmitteln und fiebersenkenden Mitteln. Liegt ein schwerer Krankheitsverlauf vor, kommen Gamma-Globulin-Präparate zum Einsatz. Besteht eine Sekundärinfektion mit Bakterien, wird mit einem Antibiotikum behandelt. Bislang befinden sich antivirale Präparate und Substanzen noch in der Erprobung. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass sich Interferon bei Kardiomyopathien eignet.

Wie kann man dem Enterovirus vorbeugen?

Am wichtigsten sind Hygienemaßnahmen wie das Händewaschen. Damit kann die Ausbreitung der Viren effizient verhindert werden. Eine schwangere Frau sollte tunlichst den Umgang mit Menschen meiden, bei denen der Verdacht auf eine Infektion mit dem Enterovirus besteht. Bis zum heutigen Tag steht in Deutschland noch keine Nicht-Polio-Enteroviren Impfung zur Verfügung.