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Was ist die Hendra-Virus-Krankheit?

Das Hendra-Virus zählt zur Gattung der Henipaviren der Familie der Paramyxoviren. Es ist mit dem Nipah Virus sehr eng verwandt und wird in die Risikogruppe 4 der Biostoffverordnung gruppiert. Das Hendra-Virus kann bei Pferden und Menschen gleichermaßen schwere Infektionen auslösen. In außergewöhnlichen Fällen wurden auch Infektionen bei Hunden entdeckt. Verschiedene Experimente haben ergeben, dass auch Meerschweinchen, Hamster und Katzen eine Risikogruppe für Infektionen mit dem Hendra-Virus darstellen.

Wie weit sind Hendra-Viren verbreitet?

Die ersten schweren Fälle von der Hendra-Viren-Krankheit mit fiebrigen respiratorischen Erkrankungen konnten im Jahr 1994 bei Pferden, die in der Nähe von Brisbane in Australien lebten, nachgewiesen werden. Seit diesem Zeitpunkt kommt es zu regelmäßigen Infektionen bei Pferden. Dabei handelte es sich allerdings um meist lokale Ausbrüche, die auf Queensland und Wales begrenzt sind. Sieben Menschen haben sich bereits durch direkten Kontakt zu den Tieren oder durch den Kontakt zu deren kontaminierten Ausscheidungen mit den Hendra-Viren infiziert. Insgesamt verliefen vier dieser Infektionen sogar tödlich. Ursächlich wurden Flughunde der Familie Pteropus erkannt. Es wird davon ausgegangen, dass die Übertragung durch die Ausscheidungen der Flughunde oder auch über kontaminierte Früchte, welche von Pferden abgeleckt wurden, erfolgte. Da nur wenige Menschen sich mit dem Hendra-Virus anstecken, wird davon ausgegangen, dass eine direkte Übertragung von Pferden auf Menschen nicht besonders effizient vonstattengeht.

Welche Morphologie weist das Hendra-Virus auf?

Das Virus stellt ein behülltes Virus mit helikalem Ribonukleokapsid dar. Die RNA des Hendravirus ist umgeben vom Kapsidprotein und die Lipidhülle beinhaltet zwei Glykoproteine. Zum einen das Fusionsprotein und zum anderen das Glykoprotein G. Das Genom des Hendravirus wird aus einem Einzelstrang-RNA-Molekül gebildet, welches negativ polarisiert. Insgesamt beinhaltet das Virus sechs Gene und 18.234 Nukleoide.

Wie wird die Hendra-Virus-Krankheit übertragen?

Durch den indirekten oder direkten Kontakt mit kontaminiertem Blut, Speichel, Nasenausfluss und Kot erfolgt die Übertragung von infizierten Pferden auf den Menschen. Bislang gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass eine Mensch zu Mensch Übertragung möglich ist. Auch eine direkte Übertragung von Flughunde auf den Menschen konnte bisher nicht sicher nachgewiesen werden.

Durch welche Symptome macht sich die Hendra-Virus-Krankheit bemerkbar?

Die Zeitspanne zwischen der Ansteckung mit Hendra-Viren und dem Auftreten der ersten Symptome beträgt etwa 5 bis 21 Tage.

Bei infizierten Pferden machen sich folgende Symptome bemerkbar:

  • Fieber,
  • Appetitlosigkeit,
  • Unruhe,
  • Nasenausfluss,
  • Atemnot,
  • Kolik Symptome.


Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es häufig zu Symptome im Zentralnervensystem, beispielsweise Ataxie, Verwirrung und Krämpfe.

Beim Menschen hingegen zeigen sich in den meisten Fällen zunächst ungenau definierbare grippeähnliche Symptome wie hohes Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Des Weiteren treten respiratorische Beschwerden auf, die sich innerhalb weniger Tage zu einer tödlichen Enzephalitis oder Lungenentzündung entwickeln können. Selbst Monate oder Jahren nach einer überstandenen Infektion mit Hendra-Viren kann eine, durch Hendra-Viren ausgelöste einer Enzephalitis entstehen. Obwohl eine Infektion des Virus recht selten vorkommt, ist die Letalitätsrate sehr hoch. Sie beträgt immerhin 57 %.

Wie wird eine Hendra-Virus-Krankheit diagnostiziert?

Eine Infektion mit Hendra-Viren aus dem Stegreif zu diagnostizieren, ist als Arzt nahezu unmöglich. Die ersten Symptome ähneln zu stark einem ganz normalen grippalen Infekt. Aus diesem Grund kann der Arzt sich bei der Diagnosestellung auf Anamnese und körperliche Untersuchung allein nicht verlassen. Für eine gesicherte Diagnose einer Infektion mit Hendra-Viren gibt es zum heutigen Zeitpunkt keine auf dem Markt erhältlichen Tests. Daher muss Kontakt zu einem entsprechenden Institut aufgenommen werden, wenn der Verdacht auf eine Hendra-Virus-Krankheit vorliegt. Hierfür steht unter anderem das nationale Hochsicherheitslabor des Friedrich-Löffler Instituts zur Verfügung.

Die Diagnostik von Hendra-Viren kann auf folgenden verschiedene Arten erfolgen:

  • Anzucht und Virusisolierung in vitro,
  • Quantitativer Genomnachweis mithilfe eines PCR-Testverfahrens,
  • Anhand von Genomsequenzierungen durchgeführter Stammtypisierung,
  • Quantitativer neutralisierender Antikörpernachweis,
  • ELISA Test zum serologischen Nachweis von Antikörpern und der Differenzierung der Immunglobulinklassen,
  • Nachweis von Antikörpern mithilfe von Immunfluoreszenz-basierter Untersuchungen.

Wie wird die Hendra-Virus-Krankheit behandelt?

Bei einer Infektion mit dem Hendra-Virus wird rein symptomatisch behandelt. Eine Therapie mit Rivavirin kann versucht werden. Ansonsten können Ibuprofen oder Paracetamol gegen Schmerzen und bei hohem Fieber eingesetzt werden. In den meisten Fällen wird eine intensivmedizinische Behandlung im Krankenhaus notwendig.

Wie kann man sich vor der Hendra-Virus-Krankheit schützen?

Gegen das Hendra-Virus ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Impfstoff vorhanden. Infektionen bei Menschen werden als bedrohliche Krankheit in Deutschland eingestuft. Ebenso sind sie meldepflichtig gemäß dem Paragraph 6 des Infektionsschutzgesetzes. Pferde, aber auch Menschen sollten, wenn sie mit Hendra-Viren infiziert sind, isoliert werden, um eine Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Des Weiteren hilft eine effiziente Händehygiene, sich vor den Erregern zu schützen. Besteht eine nachgewiesene Infektion mit Hendra-Viren bei einem Pferd, mit dem man in Kontakt war oder ist, sollte man beim Auftreten eigener Symptome einen Arzt aufsuchen. Dieser Weg ist essenziell, um eine Infektion mit Hendra-Viren ausschließen oder auch nachweisen zu können.

Als weitere Schutzmaßnahme gilt die Warnung vor dem Verzehr von Baumfrüchten wie Datteln oder Baumfruchtsäfte. Vor allem dann, wenn klar erkennbare Bissspuren von Tieren vorhanden sind. Die Säfte müssen auf mindestens 70 Grad erhitzt werden, damit die Viren abgetötet werden. Am sichersten ist es jedoch, wenn man ganz auf den Verzehr von rohen Fruchtsäften verzichtet. Reisenden wird nahegelegt, sich von landwirtschaftlichen Stallungen fernzuhalten.