Was ist ein Insulinom?
Ein Insulinom ist ein Beta-Zell-Tumor der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Der Tumor tritt zwar selten auf, stellt jedoch den häufigst vorkommenden endokrinen Pankreastumor dar und sondert Insulin in übermäßiger Form ab. Durch die unkontrollierte Produktion von Insulin fällt der Blutzuckerspiegel ab und der Patient erleidet eine Unterzuckerung, eine sogenannte Hypoglykämie.
Ein Insulinom bildet sich aus Inselzellen und kann in 10 Prozent aller Krankheitsfälle bösartige (maligne) Natur sein. In etwa 90 Prozent aller Krankheitsfälle ist der Tumor gutartig und tritt einzeln auf. Andernfalls spricht man von einem multiplen Mikroadenom. Überdurchschnittlich häufig bildet sich ein Insulinom zwischen 50 Jahren aus, wobei Frauen etwa zweifach häufiger daran erkranken als Männer.
Wie entsteht ein Insulinom?
Ein Insulinom bildet sich meist aus adenomatös entarteten B-Zellen der Langerhanschen Inseln an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) aus. Infolge der Entartung wird ein Übermaß an Insulin produziert, welches von der Bauchspeicheldrüse direkt in den Blutkreislauf gelangt. In knapp der Hälfte aller Krankheitsfälle produziert das Adenom zusätzlich zum Insulin gastrointestinale Hormone, d.h. Hormone des Verdauungstraktes. Hierzu zählen zum Beispiel die Hormone des vasoaktiven intestinalen Peptid (VIP). Dieses ist für die Muskelerschlaffung des Magens, des Darms, der Luftröhre sowie den Bronchien verantwortlich.
Warum genau es zur Ausbildung eines Insulinoms kommt, ist noch nicht geklärt. Allerdings konnte nachgewiesen werden, dass Insulinome jedoch verstärkt im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie (MEN) vorkommen.
Ist ein Insulinom gefährlich?
In 85 Prozent aller Krankheitsfälle sind Insulinome gutartig (benigne) und treten solitär auf. Nur in 6 bis 13 Prozent aller Fälle kommt es zu einer multiplen Ausbildung von Insulinomen. Sollte ein Insulinom metastieren, streuen sie meist in das peripankreatische Fettgewebe und in die umliegenden Organe wie den Zwölffingerdarm (Duodenum) oder in die Milz. Wobei sich die ersten Metastasen meist in den Lymphknoten und in der Leber finden lassen.
Wozu führt eine erhöhte Insulinproduktion?
Ein Insulinom produziert innerhalb der Bauchspeicheldrüse Insulin. Hierbei handelt es sich um ein Hormon, welches bei gesunden Menschen ins Blut abgeht und hier Einfluss auf den Blutzuckerspiegel nimmt. Denn das Insulin in der Blutbahn sendet Signale an den Körper, um die Zellen dazu zu animieren, Zucker aufzunehmen und zu verarbeiten. Durch diesen Prozess senkt sich der Blutzuckerspiegel. Bei einem Insulinom kommt es daher zu einem Überschuss an Insulin, d.h. den Körperzellen steht mehr Zucker zur Verfügung als sie überhaupt benötigen. Dieser unverbrauchte Zucker wird meist in Form von Körperfett eingelagert, weswegen viele Betroffene eines Insulinoms an Übergewicht (Adipositas) leiden.
Durch welche Symptome äußert sich ein Insulinom?
Ein Insulinom äußert sich typischerweise durch eine Form der Unterzuckerung, einer sogenannten Nüchternhypoglykämie, welche vor allem beim Fasten auftritt. Hierbei kann es zu verschiedenen Symptomen kommen, welche sowohl psychiatrischer als auch neurologischer Natur sein können:
- Erkrankungen des zentralen Nervensystems,
- Kopfschmerzen,
- Sehstörungen,
- Konfusionen,
- motorischer Schwäche bis hin zur Parase,
- Schädigung der Nervenzellen im Kleinhirn und im Rückenmark (Ataxie),
- deutliche Persönlichkeitsveränderungen bis hin zum Bewusstseinsverlust, Krampfanfällen und Koma,
- sympathische Stimulation, welche sich durch Schwäche, Herzklopfen, Schwitzen, Mattigkeit, Zittrigkeit, Herzklopfen, Hunger sowie Nervosität äußern.
Auch
während der Behandlung von Diabetes mellitus mit blutzuckersenkenden
Medikamenten können Symptome eines Insulinoms auftreten.
Wie wird ein Insulinom diagnostiziert?
Ein Insulinom kann durch die Bestimmung des Glukose- und Insulinspiegels festgestellt werden. Die Untersuchung erfolgt im Rahmen eines 48- oder 72-stündigen Fastentests. Dieser Test erfolgt meist im Rahmen einer stationären Aufnahme für maximal 72-Stunden. Bei 98 Prozent aller Patienten, die unter einem Insulinom leiden, bilden sich Symptome aus, bei 70 bis 80 Prozent aller Patienten zeigen sich diese Beschwerden bereits innerhalb der ersten 24 Stunden. Dass es sich dadurch um Symptome einer Hypoglykämie handelt, kann durch die folgenden drei Faktoren festgestellt werden:
- Die Beschwerden manifestieren sich während des Fastens.
- Die Symptome deuten auf Hypoglykämie hin.
- Die Zufuhr von Kohlenhydraten lindert die Beschwerden.
Sollte
der 48- oder 72-stündigen Fastentest den Verdacht auf ein Insulinom
erhärten, schließt sich im Anschluss daran eine Endosonografie an. Diese
kann in der Regel den Tumor lokalisieren. Alternativ zu einer
Endosonografie kann auch eine Positronenemissionstomografie (PET)
durchgeführt werden.
Wie wird ein Insulinom behandelt?
Ein Insulinom sollte nach Möglichkeit operativ entfernt werden (Resektion). In der Regel können durch eine Resektion 90 Prozent aller Patienten geheilt werden. Handelt es sich um ein kleines, solitäres Insulinom, welches sich nahe der Pankreasoberfläche befindet, kann dieses enukleiert werden. Sofern es sich um ein großes Insulinom handelt, sich das Insulinom tief im Pankreaskörper befindet oder der Tumor nicht gefunden werden kann, wird eine chrirurgische Entfernung der Bauchspeicheldrüse (subtotale Pankreatektomie) vorgenommen.
Sollte trotz Operation die Hypoglykämie andauern, können Medikamente verschrieben werden, welche die Insulinsekretation herabsetzen. Hierzu gehören beispielsweise Betablocker, Diazoxid, Phenytoin, Octreotid oder Kalziumkanalblocker. Auch kann eine Chemotherapie vorgenommen werden, wobei die Erfolgsraten eher niedrig sind.
Wie sieht die Prognose bei einem Insulinom aus?
Ein Insulinom weist anders als Bauchspeicheldrüsenkrebs eine recht gute Prognose auf. Da in mehr als 90 Prozent aller Krankheitsfälle das Insulnom gutartig sowie kleiner als zwei Zentimeter ist, stehen die Lebenserwartungen recht gut. In der Regel gelten Patienten nach der erfolgreichen operativen Entfernung des Insulinoms als geheilt. Bleibt eine Hypoglykämie unentdeckt und unbehandelt kann sie zu nachhaltigen Schäden des zentralen Nervensystems führen.