Was ist ein Keimzelltumor beim Mann?
Diese Tumorart ist die am häufigsten auftretende bei jungen Männern, wobei die Inzidenz in den westlichen Industrieländern steigend ist. In der Histologie wird der Keimzelltumor zwischen Seminome und nichtseminome Tumoren unterschieden. Die Tumoren treten in etwa 95 % der betroffenen Männer im Hoden auf, nur etwa 5 % sind primär extragonadal lokalisiert. Aus diesem Grund muss bei jedem Mann mit einem unklaren Primärtumor die Differenzialdiagnose Hodentumor, genauer gesagt extragonadaler Keimzelltumor, einbezogen werden.
Wie häufig tritt ein Keimzelltumor beim Mann auf?
In Deutschland werden jährlich rund 4000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Mit 1,5 % der männlichen Keimzelltumoren ist der Anteil gegenüber allen Krebserkrankungen zwar sehr gering, jedoch handelt es sich hierbei um den häufigsten Tumor, der im Alter von 20 bis 45 Jahren auftritt. Auf bis zu 10/100.000 Männern ist die Inzidenz in den letzten Jahren gestiegen. Bei rund 1–2 % der Patienten liegt eine bilaterale Erkrankung vor. Das mittlere Erkrankungsalter beträgt 38 Jahre und ca. 150 Betroffenen versterben jedes Jahr in Deutschland an dieser Erkrankung.
Welche Risikofaktoren spielen bei einem Keimzelltumor beim Mann eine Rolle?
Für die Entstehung eines Keimzelltumors sind nur wenige Risikofaktoren bekannt. Umwelteinflüsse oder der Lebensstil spielen nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft dabei aber keine Rolle. Nachfolgend, die Risikofaktoren, die bekannt sind:
- Hochhochstand,
- familiäre Vorgeschichte von Hodenkrebs,
- genetische Disposition,
- Testikulär intraepitheliale Neoplasie,
- Interfilität,
- Klinefelter Syndrom.
Durch welche Symptome macht sich ein Keimzelltumor bei Mann bemerkbar?
Zunächst bemerken die Betroffenen eine nicht schmerzhafte Schwellung, Vergrößerung oder Verhärtung des Hodens. Nur wenige der Patienten geben Beschwerden wie Hodenschmerzen an, dies führt häufig zur falschen Diagnose Epididymitis. Nur in außergewöhnlichen Fällen werden bei fortgeschrittener Erkrankung Rückenschmerzen, Gewichtsverlust, Dyspnoe, Kopfschmerzen oder Hyperthyreose angegeben.
Wie wird der Keimzelltumor beim Mann diagnostiziert?
Besteht der Verdacht auf ein Keimzelltumor, werden verschiedene Untersuchungsverfahren angewandt, um eine gesicherte Diagnose stellen zu können.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Dem Arzt werden in einem ausführlichen Gespräch alle Vorerkrankungen und Beschwerden geschildert. Danach wird eine grünliche körperliche Untersuchung folgen. Anschließend erfolgt eine Blutentnahme, um nach bestimmten Tumormarkern im Labor suchen zu können.
Ultraschall
Mithilfe der Ultraschalluntersuchung kann auf schmerzlose und strahlungsfreie Weise ein Hodentumor und etwaige gebildete Metastasen nachgewiesen werden. Primär geht es bei der Untersuchung, herauszufinden, ob der Tumor schon in andere Organe gestreut hat.
Computertomografie
Dank der Untersuchung mittels CT kann herausgefunden werden, welche Größe und genauen Sitz der Tumor hat und ob sich Absiedlungen, also Metastasen im Brustraum oder Bauchraum abgesiedelt haben. Da kleinere Metastasen nicht zuverlässig entdeckt werden können, ist es unerlässlich, die CT-Untersuchung nach einigen Monaten zu wiederholen.
Gewebeprobe
Diese Gewebeprobe ist unabdingbar, um den Tumor zu klassifizieren. Das heißt, die Bösartigkeit und die Eigenschaften des Tumors zu erkennen. Dadurch kann eine gezielte Behandlung entwickelt werden. Meist erfolgt diese Gewebeprobe bei der Entfernung des Hodens mit dem bösartigen Tumorbefall.
Wie wird ein Keimzelltumor bei Mann behandelt?
Besteht der dringende Verdacht auf ein Keimzelltumor, wird durch einen operativen Eingriff der Hoden freigelegt. Ein Pathologe entscheidet dann intraoperativ, ob anhand der Schnellschnittuntersuchung, der gesamte erkrankte Hoden entfernt werden muss. Unabhängig vom Tumorstadium ist eine Entfernung des Hodens die erste Wahl der Therapie. Zeitgleich wird auch eine Biopsie des anderen Hodens vorgenommen, doch bei 95 % der Männer ist nur ein Hoden befallen. Durch eine einseitige Hodenentfernung hat der Patient kaum bis gar keine Nebenwirkungen. Nach der operativen Entfernung kann dank einer Histologie die weitere Therapie beschlossen werden.
Seminome
Liegen im Fall von Seminome Metastasen vor, kann es erforderlich werden, dass nach der Entfernung des betroffenen Hodens eine Chemotherapie eingesetzt wird. Haben sich nur kleinere Absiedlungen in den Lymphknoten im Bauchraum ergeben, kann eine Strahlentherapie oder eine Chemotherapie durchgeführt werden. Bei größeren Absiedlungen im Bauchraum ist es unabdingbar, dass eine Chemotherapie eingesetzt wird. ?
Auch wenn sich noch keine Metastasen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung gebildet haben, kann im Anschluss einer operativen Entfernung eine einmalige Strahlentherapie oder Chemotherapie Anwendung finden. Heutzutage wartet man aber eher ab und kontrolliert den Verlauf Erkrankung in regelmäßigen Abständen.
Nichtseminome
Bei Nichtseminomen ist, wenn Metastasen vorliegen, in den meisten Fällen eine Chemotherapie aus mehreren Therapiezyklen notwendig. Eine primär operative Entfernung des Gewebes der Lymphknoten aus dem hinteren Bauchraum, wird heutzutage nur dann noch durchgeführt, wenn in dem betroffenen Lymphknoten ein Teratomgewebe anzunehmen ist. Denn dieses Gewebe ist bekanntlich resistent gegenüber einer Chemotherapie.
Wie wird ein Keimzelltumor beim Mann nachbehandelt?
Die Art der Untersuchungen und auch die Intensität der Nachsorge richtet sich nach der angewandten Therapie und der Prognose.
Folgende Aspekte sind bei der Nachsorge eines Keimzelltumors zu berücksichtigen:
- Die häufigsten Rezidive treten in den ersten beiden Jahren nach Ende der Therapie auf, daher ist das oberste Ziel ein Rezidiv frühzeitig erkennen und behandeln zu können,
- auch nach mehr als fünf Jahren nach Therapieende können sogenannte Spätrezidive auftreten, daher ist eine jährliche Nachsorge ein Leben lang zu empfehlen,
- Nach einer operativen Entfernung der Lymphknoten kommt ein Rezidiv selten vor.
Wie stehen die Prognosen bei einem Keimzellentumor beim Mann?
Bei rechtzeitiger Diagnosestellung und frühzeitig eingesetzter Behandlung können mehr als 95 % der Betroffene geheilt werden. Aus diesem Grund gehört der Keimzelltumor zu den Krebserkrankungen, welche die besten Heilungschancen aufweisen. Ein Wiederauftreten oder Fortschreiten der Tumorerkrankung ist abhängig von den histopathologischen Risikofaktoren, dem Vorhandensein von Metastasen und dem histologischen Befund. Ebenso entscheidet, ist die Höhe der Tumormarker im Blut.