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Was ist das Menschliches T-Lymphotropes Virus 1?

Das Humane T-Lymphotropes Virus 1 wird auch abgekürzt HTVL-1 genannt. Es ist ein den Onkoviren zugeordnetes Retrovirus. Vorwiegend infiziert das Virus die CD4-positiven T-Lymphozyten. In vielen Fällen löst eine Infektion mit dem Virus eine T-Zellen-Leukämie aus. Eine Manifestation der Infektion mit dem Virus durch einen Befall des Nervensystems ist ebenfalls möglich.

Welche Morphologie weist das Menschliches T-Lymphotropes Virus 1 auf?

Das Virus ist ikosaedrisch und von einer Lipidhülle umgeben. Es misst einen Durchmesser von ca. 100 nm. Das Virus ist so aufgebaut, dass die Hülle die Matrix beinhaltet, das Kapsid, das Kapsidantigen und einen zentralen Core aufweist, mit einer Einzelstrang-RNA.

Wie verbreitet ist das Menschliches T-Lymphotropes Virus 1?

Geschätzt werden etwa 15–20 Millionen Menschen weltweit, die mit dem HTLV-1 infiziert sind. Im Vergleich zu den Infektionszahlen von HIV sind es etwa 13 Millionen weniger. Die HTLV-1-Infektion hat sich bisher weitestgehend auf bestimmte Endemiegebiete beschränkt, während das HI-Virus vorwiegend in den 80er-Jahren explosionsartig zu einer Pandemie ausgebreitet hat. Das liegt hauptsächlich auch daran, dass die Übertragung von HTLV-1 deutlich weniger effizient verläuft. Bekannte Risikogebiete für das Menschliche T-Lymphotropes Virus 1 sind:

  • Japan, wobei die südlichen Inseln besonders gefährdet sind,
  • die Karibik und Mittelamerika,
  • bestimmte Regionen von Äquatorialafrika,
  • bestimmte Regionen von Südamerika,
  • bestimmte Bevölkerungsgruppen der USA.

 
In den europäischen Ländern hingegen kommt das HTLV-1 so gut wie gar nicht vor, außer Einwanderer aus den oben genannten Endemiegebieten, die das Virus bei der Einreise bereits in sich tragen.

Wie wird das Menschliches T-Lymphotropes Virus 1 übertragen?

Folgende drei wesentliche Wege, wie das Virus übertragen werden kann, sind bekannt:

  • eine postnatale Infektion eines Säuglings durch den Erhalt der Muttermilch einer infizierten Mutter.
  • durch infizierte Blutprodukte über Transfusionen weitergeben werden.
  • durch den Sexualkontakt, wobei hier die Übertragung meist durch den Mann geschieht.

Durch welche Symptome macht sich das Menschliches T-Lymphotropes Virus 1 bemerkbar?

Das Menschliches T-Lymphotropes Virus 1 kann ursächlich für folgende zwei Erkrankungen sein:

  • Die adulte T-Zell-Leukämie: Sie ist eine hochaggressive Form des Non-Hodgkin-Lymphoms. Die Krankheit kann dabei akut bis chronisch verlaufen. Die akute Form führt meist innerhalb von wenigen Monaten zum Tod. Typisch hierbei sind juckende, livide Läsionen der Haut und eine Infektion der gesamten inneren Organe sowie Knochen und Nerven.
  • Tropische spastische Paraparese: Bei dieser Erkrankung, die durch das Virus ausgelöst werden kann, stehen besonders neurologische Veränderungen im Fokus. Dazu zählen unter anderem Harn- und Stuhlinkontinenz, Paraparese und Rückenschmerzen. Weitere Symptome können Uveitis, Keratokonjunktivitis, Psoriasis und Arthritis sein.

Wie wird das Menschliches T-Lymphotropes Virus 1 diagnostiziert?

Eine Diagnostik muss mithilfe von Untersuchungen des Liquor, EDTA-Blut, Knochenmark, Hautbiopsat und/oder Lymphknotengewebe im Labor erfolgen. Primär nachgewiesen kann das Virus mit einem PCR-Test. Als Alternative kann der p19gag-Antigen-Test eingesetzt werden.

Eine nachgewiesene Infektion mit dem Menschlichen T-Lymphotropes Virus 1 führt für Betroffene zu einem Verbot von Blutspenden und Organspenden. Eine Aufklärung über das Ausüben von ungeschütztem Geschlechtsverkehr muss erfolgen. Eine infizierte Mutter sollte nicht stillen, sondern ihrem Säugling mit Flaschennahrung ernähren.

Wie wird das Menschliches T-Lymphotropes Virus 1 behandelt?

Die Behandlung richtet sich nach der ausgelösten Erkrankung. In erster Linie wird eine Kombinationstherapie angewandt. Hierbei kommen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren oder auch Lamivudin mit Interferon alpha zum Einsatz. Diese Therapie wird für 6 bis 12 Monate durchgeführt. Zusätzlich ist es möglich Valproinsäure zu geben, diese soll den Virusload weiter reduzieren. Liegt eine akute adulte T-Zell-Leukämie vor, wird in der Regel mit einer aggressiven Chemotherapie eine Behandlung versucht.

Wie kann man dem Menschlichen T-Lymphotropes Virus 1 vorbeugen?

Eine Impfung gegen dieses Virus gibt es bisher noch nicht. Zum jetzigen Zeitpunkt wird auch keine Forschung angestrebt, um zeitnah eine entsprechende Impfung auf den Markt bringen zu können. Da die Übertragung in erster Linie durch Blut und den ungeschützten Sexualverkehr erfolgt, ist die Anwendung von Kondomen bisher immer noch die beste und wirksamste Maßnahme, um dem Virus vorbeugen zu können. Infizierte Mütter sollten ihre Säuglinge nicht stillen. Drogenkonsumenten sind ebenfalls gefährdet sich mit dem Menschlichen T-Lymphotropes Virus 1 zu infizieren, wenn sie Nadeln gemeinsam mit anderen verwenden. Drogenkonsumenten sollten, auch um andere Infektionskrankheiten vorbeugen zu können, stets ihre eigenen Injektionsnadeln benutzen.

Wie stehen die Prognosen bei Erkrankungen durch das Menschliche T-Lymphotropes Virus 1?

Bei einer akuten adulten T-Zell-Leukämie, bei der die Läsionen der Haut im Vordergrund stehen, stehen die Prognosen recht gut. Die mittlere Überlebensrate liegt dann bei mehr als 20 Jahren. Liegt der Fokus auf der leukämischen Krankheit, beträgt die Überlebenszeit weniger als 1 Jahr nach der Stellung der Diagnose.

Bei der tropische spastische Paraparese stehen die Prognosen deutlich besser. Jedoch können Folgeerkrankungen wie Arthritis, Psoriasis und Uveitis die Lebensqualität des Patienten enorm einschränken. Allerdings werden Todesfälle sehr viel seltener in Zusammenhang mit dem Menschlichen T-Lymphotropes Virus 1 gebracht.

Besteht eine Meldepflicht für das Menschliche T-Lymphotropes Virus 1?

Laut dem Infektionsschutzgesetz in Deutschland besteht keine Meldepflicht für das Menschliche T-Lymphotropes Virus 1.