Zum Hauptinhalt springen

Was ist ein multiples Myelom?

Ein multiples Myelom (MM) bezeichnet eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks. Die Tumorzellen wachsen dabei herdförmig, d.h. an vielen Stellen des Knochenmarks. Sollte lediglich ein Krankheitsherd auftreten, spricht man stattdessen von einem solitären Plasmozytom. Das Krankheitsbild des multiplen Myeloms zählt formal zu den Lymphdrüsen- Krebserkrankungen (Lymphomen), obwohl ein Lymphdrüsenbefall eher selten nachzuweisen ist. Die Krankheit macht etwa 1 Prozent aller bösartigen Krebserkrankungen aus und kommt daher eher selten vor. In der Regel bildet sich das multiple Myelom bei Patienten um das 71. Lebensjahr aus.

Wie entsteht ein multiples Myelom?

Wie bei anderen Krebserkrankungen auch entsteht das multiple Myelom durch die Entartung einer Zelle. Bei der Ausbildung des multiplen Myeloms handelt es sich hierbei um die sogenannte Plasmazelle. Diese zählt zu den weißen Blutkörperchen, welche im Knochenmark, aber auch in anderen Körpergeweben anzutreffen sind. Weiße Blutkörperchen produzieren Antikörper und werden auch als Immunglobuline bezeichnet. Sie sind essenziell für das menschliche Immunsystem, da sie eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Bakterien, Viren und anderen Infektionserregern übernehmen.

Wodurch bildet sich ein multiples Myelom aus?

Die genauen Entstehungsursachen eines multiplen Myeloms sind bislang noch unklar. Allerdings können der Kontakt mit einer stark ionisierenden Strahlung (Radioaktivität), ein angeborener Immundefekt und/oder bestimmte Autoimmunerkrankungen das Risiko, die Erkrankung auszubilden, deutlich erhöhen. In eher seltenen Fällen kann sich die Erkrankung innerhalb der Familie auch häufen. Trotz dieses Umstands handelt es sich beim multiplen Myelom jedoch um keine Erbkrankheit.

Ebenso wie den Ärzten bislang noch die Entstehungsursache der Krankheit unbekannt ist, kennen die Mediziner auch keine bekannten Risiken, durch die ein multiples Myelom begünstigt werden kann. Vorbeugende Maßnahmen können daher nicht ergriffen werden.

Durch welche Symptome macht sich ein multiples Myelom bemerkbar?

Es ist möglich, dass das multiple Myelom mehrere Jahre ohne Symptome besteht. Oftmals treten die ersten Beschwerden erst in einem fortgeschrittenen Stadium auf und macht sich dann vor allem durch Knochenschmerzen, überwiegend im Rückenbereich bemerkbar. Da in den meisten Fällen diese Schmerzen nicht mit einem multiplen Myelom in Verbindung gebracht werden, können zwischen dem Auftreten der ersten Beschwerden und der Diagnosestellung weitere Wochen, bis sogar Monate vergehen.

Die Krankheit wird meistens erst diagnostiziert, wenn folgende weitere Symptome auftreten:

  • Anzeichen einer Blutarmut, welche sich durch Abgeschlagenheit, Antriebsarmut, Kopfschmerzen oder Luftnot bei (kleineren) Belastungen äußern kann,
  • Anfälligkeit für Infekte und häufig, wiederkehrende Infektionen,
  • Nierenfunktionsbeeinträchtigungen, welche sich durch eine Gewichtszunahme bedingt durch Flüssigkeitseinlagerungen im Körpergewebe (Ödeme) äußern können,
  • Kalziumerhöhung im Blut (Hyperkalziämie)

Wie wird ein multiples Myelom diagnostiziert?

Bei einigen Patienten kann die Erkrankung zufällig diagnostiziert werden. Dies kann beispielsweise im Rahmen einer Routine-??Blutentnahme geschehen, bei der auffällige Laborwerte festgestellt werden. Besteht hingegen aufgrund von Beschwerden der Verdacht auf ein multiples Myelom, wird der behandelnde Arzt eine körperliche Untersuchung vornehmen und anschließend Laborwerte vom Blut, aber auch vom Urin des Patienten anfordern. Sollten diese Werte auffällig sein, kommen bildgebende Diagnoseverfahren, wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) zum Einsatz. In einigen Fällen können auch weitere Untersuchungen notwendig sein, wie etwa eine Kernspintomographie.

Für eine gesicherte Diagnose wird eine Knochenmarkpunktion durchgeführt. Hierbei wird unter örtlicher Betäubung Knochenmark durch die Punktion des Beckenknochens gewonnen. Das Knochenmark wird anschließend mikroskopisch auf mögliche entartete Plasmazellen analysiert.

In welche Krankheitsstufen wird das multiple Myelom unterteilt?

In den meisten Fällen wird zum Zeitpunkt der Diagnosestellung das höchste Stadium (Stadium III) festgestellt. Wichtiger jedoch noch als das Krebsstadium, sind für die Behandlung die folgenden Unterteilungen:

  • nicht behandlungsbedürftige Vorstufe;
  • lokalisierte Plasmazellerkrankung (Plasmozytom), welche oftmals durch eine Strahlentherapie behandelt wird;
  • bösartige Plasmazellerkrankung,
  • symptomatisches, welches oftmals durch eine Chemotherapie behandelt wird
  • asymptomatisches multiples Myelom, welches regelmäßig kontrolliert werden sollte (Verlaufsbeobachtung)

Wie wird ein multiples Myelom behandelt?

Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es beim multiplen Myelom:

  • Chemotherapie,
  • Strahlentherapie,
  • Stammzelltransplantation

 
Eine Chemotherapie wird bei einem symptomatischen, aber auch einem asymptomatischen multiplen Myelom angewandt, sofern die Krankheit schnell wächst oder Komplikationen drohen. Bei einer Chemotherapie unterscheidet man zwischen einer konventionellen und einer hochdosierten Chemotherapie. Während bei einer konventionellen Chemotherapie Tabletten verabreicht werden, wird bei einer sogenannten Hochdosis-??Chemotherapie die eigenen Stammzellen transplantiert. Letztere Therapieform gehört üblicherweise heutzutage zu der Standardbehandlung.

Eine Strahlentherapie soll Knochenschmerzen lindern, aber auch bruchgefährdete Knochen stabilisieren. In der Regel erfolgt eine Strahlentherapie ambulant in mehreren Sitzungen. Auch knochenstabilisierende Therapien können zur Linderung von Knochenschmerzen und der Stabilisierung der Knochen angewandt werden. Hierzu können sogenannte Bisphosphonate in Form von monatlichen Infusionen verabreicht werden oder mittels des Pharmakons Denosumab unter die Haut (subkutan) gespritzt.

Wie gestaltet sich die Nachsorge?

Die Nachsorge hängt von der Behandlung, aber auch dem genauen Krankheitsverlauf ab. Im Durchschnitt sollten im Abstand aller drei bis sechs Monate eine Verlaufsuntersuchung erfolgen. Sollten intensive Therapiemaßnahmen, wie zum Beispiel eine Hochdosis-Chemotherapie, notwendig gewesen sein, so ist auch eine ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahme sinnvoll.

Wie steht die Prognose bei einem multiplen Myelom?

Der Krankheitsverlauf eines multiplen Myeloms ist sehr variabel. Generell hat sich die Prognose für MM-Patienten in den letzten Jahren stark verbessert. Jedoch ist nach wie vor eine vollständige Heilung der Krankheit nur bei den wenigsten Patienten möglich. Daher liegt das Hauptaugenmerk bei der Behandlung eines multiplen Myeloms auf der Lebenszeitverlängerung und einer Erhöhung der Lebensqualität des Patienten.