Was sind odontogene Tumore?
Odontogene Tumore sind seltene Neubildungen des Gelenkknorpels und des Knochens. Sie bilden sich überwiegend aus embryonalen Resten des Gewebes, welches an der Zahnbildung (odontogen) beteiligt ist und bilden sich ausschließlich in den Kieferknochen oder der frei beweglichen Mundschleimhaut (Alveolarmukosa). Überwiegend handelt es sich bei odontogenen Tumoren um gutartige (bengine) Neubildungen. Gelegentlich können sich jedoch auch bösartige (maligne) Tumore wie Sarkome oder Karzinome ausbilden, welche odontogenen Ursprungs sind. In 90 Prozent aller Fälle bilden sich odontogene Tumore zwischen dem 6. und 20. Lebensjahr aus.
Welche Formen von odontogenen Tumoren werden unterschieden?
Odontogene Tumore können folgendermaßen eingeteilt werden:
- hamartomatöse Tumore: hierunter fallen tumorartige, gutartige Gewebeveränderungen. Sie bilden sich durch ein versprengtes, bzw. fehlerhaftes Keimgewebe aus.
- nicht-neoplastische Veränderungen: hierunter fallen abnorme Zellveränderung.
- metastasierenden malignen Neoplasien: hierunter fallen bösartige Neubildungen, welche Metastasen ausbilden.
Welche Arten von benignen Neubildungen der odontogenen Tumore gibt es?
Benigne Neubildungen der odontogene Tumore sind makrskopisch gut abgrenzbar und zeigen ein örtlich verdrängtes Wachstum auf. Die gutartigen Tumorformen können in der Regel entfernt werden, ohne dabei die umgebende Region zu schädigen. Auch sind meistens keine funktionellen Einschränkungen zu befürchten. Ärzte unterscheiden hierbei zwischen der sogenannten Exstirpation, also der vollständigen operativen Entfernung des Tumors sowie der Exzision, dem Herausschneiden des Tumors aus dem betroffenden Gewebe.
- Ameloblastome:Die klassische Form eines Ameloblastoms kommt innerhalb des Knochen (intraossär) vor, breitet sich auf die Nachbarstrukturen aus und wirkt auf diese zerstörend. Zu den eher selten vorkommenden Ameloblastom-Varianten zählt das Unizystische Ameloblastom, das Periphere Ameloblastom (auch extraossäres Ameloblastom der Weichteile genannt) sowie das Desmoplastische Ameloblastom. Bei etwa 20 Prozent aller odontogener Tumore handelt es sich um Ameloblastome, welches in der Regel zwischen dem 30. und 50 Lebensjahr auftritt.
- Ameloblastisches Fibrom:Hierbei handelt es sich um eine seltene, gutartige (benigne) Tumorform, welche oftmals mit einem nicht durchgebrochenen Zahn in Erscheinung tritt.
- Adenomatoid odontogener Tumor (AOT) (auch Adenoameloblastom genannt):Ist eine ebenfalls gutartige (benigne) Tumorform, welche durch fehlerhaft differenziertes, bzw. versprengtes Keimgewebe auftritt (hamartomatös). Der Adenomatoid odontogener Tumor tritt in 58 bis 63 Prozent aller Fälle im afrikanischen und asiatischen Raum vor.
- Fibromyxom (auch odontogenes Myxom genannt):kommt relativ selten vor.
- Kalzifizierender epithelialer odontogener Tumor (KEOT) (auch Pindborg-Tumor genannt):ist ebenfalls eine seltene Tumorform.
- Kalzifizierende odontogene Zyste (auch Gorlin-Zyste genannt):tritt relativ selten, d.h. in nur 2 Prozent aller odontogenen Tumore auf und bildet sich als Zyste aus.
- Odontome:bildet sich meist in der Nähe eines retinierten Zahnes aus. Mediziner unterscheiden hierbei zwischen zwei Varianten: einem komplexen Odontom und einem Verbundodontom. Während ein komplexes Odontom alle zahnbildende Gewebe vermischt enthält, besteht ein Verbundodontom aus den kleinsten rudimentären Zahngebilden. Odontome zählen zu den häufigsten odontogenen Tumoren und machen etwa 73 Prozent aller Hamartome im nordamerikanischen und europäischen Raum aus.
- Odontogenes Fibrom:kommt selten vor und kann in unterschiedlichen morphologischen Varianten auftreten.
- benignes Zementoblastom (auch echtes Zementom genannt):tritt ebenfalls selten auf und bildet sich aus den zementbildenden Zellen des Zahns aus.
Welche Arten von malignen Neubildungen der odontogenen Tumore gibt es?
Maligne Neubildungen der odontogenen Tumore infiltrieren Nachbarstrukturen und wachsen lokal zerstörend. Zudem neigen sie zur Metastasenbildung und treten häufig erneut auf (Rezidivbildung).
- Odontogene Karzinom: kommt sehr selten vor und ist differentialdiagnostisch schwer auszumachen.
- Odontogene Sarkom: ist extrem selten.
Welche Symptome verursacht ein odontogener Tumor?
Odontogene Tumore verhalten sich in der Regel asymptomatisch, da sie auch eher langsam wachsen. Handelt es sich jedoch um eine Tumorform mit einem ausgeprägtem Wachstum, können Schwellungen, eine Veränderung von Zähnen, Zahnwurzelresoptionen sowie Zahnlockerungen und ein zunehmender Druck auf den Unterkiefernerv und damit verbundene Sensibilitätsstörungen die Folge sein.
Wie wird ein odontogener Tumor diagnostiziert?
Da odontogene Tumore meist keine Beschwerden verursachen, werden sie häufig als Zufallsbefund, etwa im Rahmen einer Kontrolluntersuchung, diagnistiziert. Ein odontogner Tumor kann dabei mittels der üblichen bildgebenden Verfahren sichtbar gemacht werden. Um eine gesicherte Diagnosestellung zu treffen, bedarf es einer feingeweblichen Untersuchung (histologische Abklärung) des Tumorgewebes.
Wie wird ein odontogener Tumor behandelt?
In der Regel wird versucht, den ondotogenen Tumor chirurgisch zu entfernen. In manchen Fällen ist es anschließend notwendig, den Knochen im betroffenen Bereich zu rekonstruieren. Da ein odontogener Tumor dazu neigt, sich erneut auszubilden (Rezidiv), sollte der Tumor möglichst großflächig entfernt werden. Dabei ist es in den meisten Fällen unumgänglich, den betroffenen Kieferabschnitt zu entfernen (Resektion.)
Zur Rekonstruktion des Kieferknochens wird für gewöhnlich zunächst eine temporäre Rekonstruktion, beispielsweise durch eine Überbrückensplatte (Titanplatte) angefertigt. Später wird diese Titanplatte entfernt und der defekte Kieferknochen durch ein körpereigenes (autologes) Knochentransplantat rekonstruiert. Zur Herstellung des körpereigenen Knochentransplantats können mikrochirurgisch reanastomosierte Knochentransplantate zur Anwendung kommen. Diese können beispielsweise aus dem Beckenkamm oder dem Wadenbein (Fibula) stammen.
Wie sieht die Prognose bei einem odontogenen Tumor aus?
Die Prognose eines odontogenen Tumors hängt immer vom Krankheitsstadium zum Zeitpunkt der Diagnose, aber auch davon ab, ob es sich um einen gutartigen oder einen bösartigen Tumor handelt. Des Weiteren ist es entscheidend, welche Art des odontogenen Tumors vorliegt. Generell neigen odontogene Tumore dazu, sich nach einer Zeit wieder auszubilden (Rezidive). Um einen möglichen Tumor frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln, sollte der Patient auch nach der erfolgreichen Behandlung regelmäßige Kontrolluntersuchungen in Anspruch nehmen.