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Was ist das Paramyxovirus?

Paramyxoviren sind eine Familie von behüllten, einsträngigen RNA-Viren. Diese verursachen bei vielen Tieren sowie bei Menschen hauptsächlich respiratorische Erkrankungen, sind aber auch Erreger für schwere systemische Erkrankungen. Die Virionen weisen eine durchschnittliche Größe von etwa 150–250 nm auf, sind oval und umgeben von einem Kapsid. Das Genom besteht aus einer Einzelstrang-RNA mit negativer Polarität.

Welche Eigenschaften weist das Paramyxovirus auf?

Dank der Hülle kann das Virus nicht nur sehr schnell in die Zelle des Wirts eindringen, sondern diese auch einfach wieder verlassen. Anders als bei anderen behüllten Viren, haben die Paramyxoviren eine Oberfläche, die sich an veränderte Bedingungen anpassen kann, dies bringt ihnen einen enormen Evolutionsvorteil.

Die Virushülle hat auf die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Desinfektion einen großen Einfluss. Der lipide Anteil der Hülle macht die Viren angreifbar für Desinfektionsmittel, die fettlösend wirken, wie Mittel auf Alkoholen und für Detergenzien. Diese Desinfektionsmittel werden als „begrenzt Viruzid“ bezeichnet.

Welche Erkrankungen werden durch das Paramyxovirus ausgelöst?

Das, dem Menschen am vertrautesten Paramyxovirus ist wohl das Masern-Virus. Analysen von Erbgut ergaben, dass es sich bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. vom Erreger der sogenannten Rinderpest differenziert hat und sich dann auf den Menschen spezialisierte. Großstädte im Altertum entstanden und Leben von vielen Menschen auf engem Raum hat die Ausbreitung des Virus damals beschleunigt.

In der heutigen Zeit ist das Paramyxovirus, beziehungsweise das Maser-Virus besonders in den Entwicklungsländern ein Problem. Dort fehlt nicht nur eine ausreichende Gesundheitsversorgung, sondern auch das Geld, um die Bevölkerung flächendeckend impfen zu können. Im Jahr erkranken etwa zehn Millionen weltweit am Paramyxovirus und ca. 140.000 Menschen sterben daran. Vor allem Kinder unter fünf Jahren. In den sogenannten Industrienationen, wozu auch Deutschland gehört, kommt es gelegentlich zu Ausbrüchen. Sehr häufig nach Masern-Parties. Hier stecken sich die Kinder von Impfgegnern gegenseitig mit Masern an. Laut Robert Koch-Institut gab es im Jahr 2019 in Deutschland etwa 514 Masernfälle.

Dabei gehören Masern auf keinen Fall zur harmlosen Kinderkrankheit, die von Paramyxoviren ausgelöst wird. Zunächst befallen die Viren die Immunzellen und beginnen in ihnen die Vermehrung. Die nachfolgende Generation erreicht dann über die Lymphbahnen die Zellen der Atemwege. Die Virionen gelangen über Schleimtröpfchen bei Niesen oder Husten ins Freie. Beim Masern-Virus handelt es sich um das ansteckendste Virus überhaupt, denn seine Reproduktionszahl liegt bei 12 bis 18. Das bedeutet, ein Infizierter wird zwischen 12 und 18 weitere Menschen anstecken.

Durch welche Symptome macht sich das Paramyxovirus bemerkbar?

Um beim bekanntesten Paramyxovirus, dem Masern-Virus, zu bleiben, nun die Symptome, die bei einer Infektion am häufigsten auftreten. Nach einer Inkubationszeit von einer bis zwei Wochen beginnt die Erkrankung mit dem katarrhalischen Stadium, welches durch folgende Beschwerden geprägt ist:

  • Fieber,
  • Schnupfen,
  • Husten,
  • Konjunktivitis.


Etwas charakteristischer ist die Entstehung eines weißfleckigen Exanthem an der Mundschleimhaut. Diese Flecken werden Koplik-Flecken genannt. Zwischen dem zweiten und dem vierten Tag kommt es dann zu dem typischen Masern-Ausschlag. Dieser beginnt hinter den Ohren und im Gesicht und dauert etwa sieben bis zehn Tage. Auf dieses Stadium folgt die sogenannte transitorische Immunschwäche. Im Immunsystem hinterlassen die Paramyxoviren massive Schäden, die den Patienten nach der abgeklungenen Erkrankung anfälliger für jede Art von Infektionen machen. Es kann sogar zu einer Löschung des gesamten Immungedächtnisses kommen, welches für mehrere Jahre anhält.

Folgende Folgeinfektionen, die bleibende Schäden hinterlassen können, werden am meisten gefürchtet:

  • Masernkrupp,
  • Meningoenzephalitis,
  • subakute sklerosierende Panenzephalitis,
  • Myokarditis.


Wie wird das Paramyxovirus diagnostiziert?

Das Paramyxovirus wird über einen Antikörpersuchtest im Blut nachgewiesen. Ebenso kann ein PCR-Test zum Einsatz kommen.

Wie wird das Paramyxovirus behandelt?

Bislang gibt es keine Medikamente gegen das Paramyxovirus. Das bedeutet, die Behandlung erfolgt rein symptomatisch:

  • Paracetamol oder Ibuprofen können bei hohem Fieber und starken Schmerzen eingenommen werden.
  • Ruhe, Schonung und leichte Kost sind ratsam.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist essenziell, um eine Dehydration zu verhindern.

Welche weiteren Virustypen der Paramyxoviren gibt es?

Zu den weiteren sehr bekannten Viren der Familie der Paramyxoviren gehören die Mumps-Viren. Sie sind fast so alt wie die Masern-Viren, verursachen allerdings eine ganz andere Form der Erkrankung. In erster Linie entwickelt sich eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse, die mit einer Enzephalitis einhergehen kann. Jährlich infizieren sich in Deutschland rund 700 Menschen, vor allem Kinder. Die Mumps-Viren werden wie die Masern-Viren über Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen.

Zu den zwei recht neuen Paramyxoviren gehören das 1995 entdeckte Hendra-Virus und das 1999 entdeckte Nipah-Virus. Beide gehören zur Gattung der Henipaviren an, welche eine Unterart der Paramyxoviren darstellt. Wie die Masern- und Mumps-Viren greifen auch diese Viren die Zellen der Atemwege an und sind dadurch ebenfalls durch Tröpfchen übertragbar. Die Atemwege bleiben zum größten Teil von den Viren verschont, ganz im Gegensatz zu den Zellen des zentralen Nervensystems. Beim Menschen lösen diese zwei Arten der Paramyxoviren schwere Enzephalitis aus.

Henipaviren kommen vorwiegend in Süd- und Südostasien, Nord- und Ost-Australien, auf Madagaskar und einigen westpazifischen Insel vor. Die Nipah-Viren sind heute hauptsächlich noch in Indien, Bangladesch und Malaysia verbreitet.

Wie kann man dem Paramyxovirus vorbeugen?

Bereits zwei Impfdosen genügen, um einen lebenslangen Schutz vor Masern und Mumps zu haben. Denn das Virus verändert sich kaum. Von den bislang 24 Genotypen, die identifiziert wurden, sind nur sehr wenige überhaupt noch aktiv und werden von der Weltgesundheitsorganisation WHO, ständig epidemiologisch erfasst und beobachtet. Um eine Herdenimmunität erreichen zu können, müssen mindestens 93 Prozent der Bevölkerung geimpft worden sein.

Gegen das Henipavirus sowie das Nipah-Virus gibt es bislang keinen Impfschutz. Bis heute spielen diese beiden Typen des Paramyxovirus in Deutschland noch keine Rolle, dennoch gibt es bereits jetzt eine Meldepflicht, damit eine Ausbreitung der Viren verhindert werden kann. Das Robert Koch-Institut sieht das Henipavirus sowie das Nipah-Virus als Erreger von bedrohlichen übertragbaren Krankheiten im Sinne des Infektionsschutzgesetzes an.