Was ist ein solitäres Plasmozytom?
Als solitäres Plasmozytom wird eine eher seltene Variante des multiplen Myeloms bezeichnet, die etwa 5 Prozent aller Plasmazellneoplasien ausmacht. Männer erkranken dabei in der Regel doppelt so an einem Plasmozytom wie Frauen und trifft überdurchschnittlich oft Afroamerikaner und eher seltener Asiaten und pazifische Inselbewohner. Das Durchschnittsalter bei Auftreten der Krankheit beträgt zwischen 55 und 65 Jahren. Im Gegensatz zu einem multiplen Myelom ist das solitäre Plasmozytom auf lediglich einen einzelnen Herd beschränkt und es treten nicht überall im Knochenmark anomale Plasmazellen auf.
Ein solitäres Plasmozytom, auch einfach nur Plasmozytom genannt, beschreibt dabei eine Plasmazellerkrankung, welche durch die Bildung eines einzelnen Knochentumors charakteristisch ist. In den meisten Krankheitsfällen bildet sich ein Plasmozytom in einem Knochen entlang der Wirbelsäule aus. Es kann jedoch auch im Becken, in den Rippen, den oberen Extremitäten, im Gesicht, im Schädel sowie dem Oberschenkelknochen oder dem Brustbein entstehen. Da der Ausbildungsort der Geschwulst meist der Position entspricht, an der sich die anomale Plasmazelle im Knochenmark ausgebildet hat, sind Plasmozytome in 50 Prozent aller Krankheitsfälle heilbar.
Wie entsteht ein Plasmozytom?
Ein Plasmozytom entsteht durch die eine einzelne entartete Plasmazelle auf der Innenfläche des Knochens. Bei dieser anomalen Plasmazelle handelt es sich in der Regel um ein sogenanntes ausdifferenzierte B-Zell-Lymphozyt, welches sich durch die Vermehrung von identischen Zellarten (Klonierung) im Knochenmark ausbilden und dort ausbreiten. Dadurch kann es zur Entstehung eines einzelnen Tumors (Plasmozytom) kommen.
Was sind die Entstehungsursachen für die Ausbildung eines Plasmozytoms?
Obwohl erstgradige Verwandte, wie Eltern und/oder Geschwister von Betreffenden mit einem Plasmozytom ein höheres Risiko tragen, ebenfalls an der Krankheit zu erkranken, kann man bei einem Plasmozytom nicht von einer Erbkrankheit im engeren Sinne sprechen. Die genauen Ursachen, welche zur Ausbildung eines Plasmozytoms beitragen, sind bislang noch unbekannt. Zwar weiß man, dass die Entartung einer einzelnen Plasmazelle zur Ausbildung eines Plasmozytoms beiträgt, allerdings unklar, warum diese Plasmazelle entartet. Mediziner gehen jedoch davon aus, dass der Kontakt mit ionisierender Strahlung, Bezol und/oder Pestiziden die Krankheitsentstehung begünstigen können. Ebenso können Fettleibigkeit (Adipositas) und/oder chronische Infekte die Ausbildung eines Plasmozytoms bedingen.
Durch welche Symptome äußert sich ein Plasmozytom?
Ein Plasmozytom macht sich in der Regel durch unmittelbare Schmerzen an der Geschwulststelle bemerkbar. Diese Beschwerden sind durch die Zerstörung der Knochen, zu der es infolge der eindringenden Plasmazellen gekommen ist, zu erklären.
Daneben können einige Patienten auch einen Bruch an der Geschwulststelle ausbilden. Vor allem Patienten mit Kompressionsbrüchen im Wirbelbereich klagen über häufig auftretende schwere Spasmen sowie über Rückenschmerzen.
Wie wird ein Plasmozytom diagnostiziert?
Die gesicherte Diagnosestellung eines Plasmozytoms erfolgt mittels einer Biopsie, bei der eine Gewebeprobe entnommen und im Labor analysiert wird. Zudem werden durch die Zuhilfenahme weiterer bildgebender Verfahren andere Knochen- oder Weichteilbeteiligungen ausgeschlossen. Hierzu kann zum Beispiel ein Knochenscreening, eine Positron-Elektrontomographie (PET) sowie eine Computer- (CT) oder Kernspinresonanztomografie (MRT) zum Einsatz kommen. Ratsam ist es hierbei eine PET oder ein MRT von der kompletten Wirbelsäule und/oder dem Beckenbereich durchzuführen, um sicherzustellen, dass keine anomalen Plasmazellgeschwülste vorhanden sind.
Zusätzlich zu diesen Untersuchungsverfahren kann eine Blut- und/oder Urinprobe Aufschluss darüber geben, ob ein Plasmozytom vorliegen könnte. Zumindest bei 30 bis 75 Prozent aller Patienten sind monoklonale Proteine im Blut oder Urin bei einem gleichzeitigen Bestehen eines solitären Plasmozytoms vorhanden. Die sogenannten monoklonalen Proteine werden durch anomale Plasmazellen hergestellt und können somit auf ein Plasmozytom hindeuten.
Wie wird ein Plasmozytom behandelt?
Zur Behandlung eines Plasmozytoms wird als primäre Behandlungsform, sofern möglich, eine Strahlentherapie durchgeführt. Studien haben dabei gezeigt, dass sich in nur 12 Prozent aller Fälle bei Patienten, die eine lokale Strahlentherapie erhielten, der Tumor erneut ausgebildet hat. Bei Patienten, dessen Tumor nicht bestrahlt wurde, lag dieser Prozentsatz hingegen bei 60 Prozent.
Im Gegensatz zu anderen Tumorformen ist eine Operation bei einem Plasmozytom nur selten notwendig. Ein chirurgischer Eingriff wird meist nur dann vorgenommen, wenn sich durch die Geschwulst Strukturinstabilitäten oder Missbildungen im Knochen gebildet haben. Nach der erfolgreichen Entfernung dieser Missbildungen wird, in den meisten Fällen, anschließend eine Strahlentherapie durchgeführt.
Eine sogenannte adjuvante Chemotherapie als zusätzliche oder vorbeugende Maßnahme bei einem Plasmozytom ist laut Studien umstritten. Während einige Studien aufzeigen, dass durch eine adjuvante Chemotherapie keine Behandlungsergebnisse zu erwarten sind, belegen andere Studien, dass eine adjuvante Chemotherapie die mögliche Weiterbildung des Plasmozytom zum multiplen Myelom verzögert oder sogar verhindert.
Wie wird ein Plasmozytom nachbehandelt?
Es wird empfohlen, dass Patienten mit einem Plasmozytom ein Jahr nach der Behandlung im Abstand aller vier bis sechs Monate eine Kontrolle ihrer Blut- und Urinproteinwerte sowie ihrer Kreatinin und Kalziumwerte durchführen lassen sollten. Nach Ablauf eines Jahres reicht in der Regel eine jährliche Kontrolle des Bluts und Urins aus. Sollten sich hierbei Unregelmäßigkeiten zeigen, ist zudem ein Knochenüberblick mittels eines Ganzkörper-PET/CT-Scans und/oder eines MRT-Scans der Wirbelsäule sinnvoll.
Wie steht die Prognose bei einem Plasmozytom?
Zur Prognose eines Plasmozytoms spielen einige Faktoren eine Rolle. Hierzu gehören zum Beispiel die Höhe des Albuminspiegels im Blut. Im Durchschnitt leben Patienten mit einem Plasmozytom zehn Jahre. Knapp 75 Prozent aller Betreffenden leben noch weitere fünf Jahre, während 45 Prozent auch noch nach zehn Jahren am Leben sind.
In etwa 50 bis 60 Prozent aller Krankheitsfälle kann es vorkommen, dass sich das solitäre Plasmozytom trotz Strahlentherapie zu einem multiplen Myelom (Rezidivform) ausbildet.