Was sind Protozoen?
Als Protozoen wird in der Medizinsprache eine Gruppe verschiedenartiger einzelliger Organismen bezeichnet. Sie bilden zusammen mit den einzelligen Pilzen und Algen und Pilzen das Unterreich aller einzelligen Lebewesen mit einem Zellkern (Protisten). Während Algen und Pilze dem Pflanzenreich zugehörig sind, werden die Protozoen als tierische Einzeller zu den Tieren gezählt und können sich erheblich in ihrer Größe und Morphologie voneinander unterscheiden.
Protozoen sind heterotrophe Lebewesen, was bedeutet, dass sie für ihren Stoffwechsel Substanzen von anderen Organismen benötigen. Generell werden kommensalische, mutualistische und parasitische Protozoen-Formen voneinander unterschieden. Als Krankheitserreger bei Menschen und Tieren spielen die parasitischen Formen von Protozoen eine wichtige Rolle und können zahlreiche Erkrankungen (Protozoonosen) auslösen. Hierzu gehören zum Beispiel die tropische Krankheit Malaria oder Amöbenruhr.
Welche Protozoen lösen welche Erkrankung aus?
Bedeutende Verursacher von Protozoenerkrankungen sind beispielsweise die folgenden Erreger:
- Entamoeba histolytica: Dieser Erreger kann Amöbenruhr verursachen,
- Balantidium coli, Giardia intestinalis, Cryptosporidium: mögliche Erreger von verschiedenen Darmkrankheiten, welche durch Protozoen ausgelöst werden,
- Plasmodium falciparum: gilt als Erreger von Malaria tropica,
- Plasmodium vivax: gilt als Erreger von Malaria tertiana,
- Plasmodium malariae: gilt als Erreger von Malaria quartana,
- Plasmodium ovale oder Affen-Plasmodien: Erreger von parasitologisch bestätigter Malaria,
- Leishmania: ausgelöst durch den Erreger Leishmaniose,
- Trypanosomiasis gambiensis, Trypanosomiasis rhodesiensis: gelten als die Erreger der afrikanischen Trypanosomiasis,
- Trypanosoma cruzi: Erreger der Chagas-Krankheit,
- Toxoplasma gondii: Erreger von Toxoplasmose,
- Pneumocystis carinii, Pneumocystis jirovecii: Auslöser von Pneumozystose,
- Babesi spec., Acantamoeba spec., Naegleria fowleri: Erreger von sonstigen Protozoenkrankheiten
Was passiert bei einer Protozoeninfektion und wie äußert sie sich?
Bei einer Protozoeninfektion (Protozoonose) dringen Protozoen in den Organismus ein, vermehren sich und lösen eine durch Parasiten bedingte Erkrankung aus. Eine Protozoeninfektion kann je nach auslösendem Parasiten verschiedene Symptome ausbilden. Allgemein äußert sich eine Protozoeninfektion jedoch durch grippeähnliche Symptome, Fieber und allgemeine Abgeschlagenheit und Unwohlsein. Die Betroffenen können auch eine erhöhte Herzfrequenz haben und gereizt sein. Kommen Übelkeit, Erbrechen und Gewichtsverlust hinzu, wohlmöglich begleitet von Beschwerden in der Magengegend wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Blutungen aus dem Rektum, sind dies eindeutige Zeichen für eine Protozoeninfektion.
Nachfolgend werden die häufigsten Protozoeninfektionen und deren Symptome dargestellt:
- Amöbenruhr: Nach wenigen Tagen der Inkubationszeit klagt der Patient über sehr häufigen Stuhlgang, welcher sich unter heftigen Krämpfen täglich auf mehrere dutzendmal belaufen kann. Bleibt die Amöbenruhr unbehandelt, kann sie sogar bis zum Tode führen.
- Malaria tropica:Äußert sich durch einen rhythmisch verlaufenden Fieberverlauf. Sofern neurologische Komplikationen auftreten, kann es sogar zu Bewusstseinsstörungen kommen. Eine Malaria tropica kann unter Umständen zum Tode führen.
- Lamblieninfektion:wird durch Giardia lamblia Erreger ausgelöst. Eine Lamblieninfektion verursacht keine auffälligen Symptome, weswegen die Erkrankung auch leicht unbemerkt bleiben kann. Lediglich gelegentlich auftretende Beschwerden im Magenbereich, wie Druckschmerzen, Gewichtsverlust oder Durchfall können auf die Erkrankung hindeuten.
- Afrikanische Schlafkrankheit:Die Krankheit zeichnet sich in zwei Phasen ab. Die erste Phase kann mit intervallartigen Fieberschüben, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Juckreiz und einer starken Schwellung der Lymphknoten einhergehen. In einer zweiten Phase, der sogenannten neurologischen Phase, dringt der Parasit in das zentrale Nervensystem ein. Es kommt zu einem gestörten Schlaf-Wach-Zyklus, welcher der Krankheit ihren Namen verliehen hat. Die Afrikanische Schlafkrankheit verläuft ohne medizinische Behandlung tödlich.
Was sind die Ursachen einer Protozoeninfektion beim Menschen?
Eine Protozoeninfektion wird durch krankmachende Mikroorganismen verursacht, welche als Parasiten den Menschen als Wirtsorganismus nutzen. Dabei gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Mikroorganismen, welche Protozoonosen auslösen können. Allgemein kann eine Infektion mit Protozoen über die Aufnahme von verunreinigte Nahrung erfolgen. Aber auch kontaminiertes Trinkwasser und/oder Badewasser kann zu einer Infektion führen.
Wie wird eine Protozoeninfektion diagnostiziert?
Eine Protozoeninfektion lässt sich über mikroskopische Verfahren feststellen. So wird beispielsweise die Afrikanische Schlafkrankheit über die mikroskopische Identifikation des auslösenden Erregers Trypanosomen aus einer Gewebeprobe diagnostiziert. Doch auch ein diagnostischer Nachweis über trypanosomaspezifische Antikörper, zum Beispiel mittels einer Blutuntersuchung, ist möglich.
Da Protozoeninfektionen grippeähnliche Symptome aufweisen, ist es oftmals schwer, eine schnelle und frühzeitige Diagnose zu stellen. Diese ist aber ungemein wichtig, da viele Protozoeninfektionen unbehandelt sogar zum Tode führen können. Viele Protozoeninfektionen lassen sich durch Antibiotika gut behandeln. Sofern frühzeitig mit einer Therapie begonnen wird, sind meist auch keine Komplikationen zu fürchten.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
In jedem Fall sollte bei Verdacht einer Protozoeninfektion ein Arzt aufgesucht werden, da diese Erkrankungen in der Regel nicht selbst abheilen. Bereits bei den ersten grippeähnlichen Symptomen sollte daher ein Arzt um Rat gefragt werden. Eine Protonzoeninfektion muss zwingend mit Medikamenten behandelt werden.
Wie wird eine Protonzoeninfektion behandelt?
Meistens wird zur Behandlung einer Protonzoeninfektion eine medikamentöse Behandlung mittels Antibiotika eingeleitet. So kann Amöbenruhr zum Beispiel durch Metronidazol, Tetrazykline oder Chloroquin behandelt werden. Malaria lässt sich hingegen durch Chinin therapieren. Bei der Afrikanischen Schlafkrankheit ist eine stationäre Behandlung notwendig.
Wie sieht die Nachbehandlung einer Protonzoeninfektion aus?
Protozoen können potentiell alle Organe befallen. Trotz erfolgreicher Behandlung einer Protozoeninfektion ist es daher möglich, dass einige Protozoen im Körper zurückbleiben. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind daher für eine vollständige Heilung unbedingt notwendig. Sofern zum Beispiel die Schleimhäute betroffen waren, sollten in regelmäßigen Zeitintervallen, Abstriche der Schleimhäute sowie Blutuntersuchungen vorgenommen werden. Innerhalb der Blutuntersuchung ist es wichtig, die Organwerte zu messen. Auf diese Weise kann ein eventueller Organbefall als Langzeitfolge der Infektion ausgeschlossen, bzw. frühzeitig erkannt werden. Sollten Die Organwerte unzureichend sein, sollten darüber hinaus Gewebeproben (Biopsien) des jeweiligen Organs entnommen werden.
Wie lässt sich einer Protonzoeninfektion vorbeugen?
Eine Protozoeninfektion lässt sich vor allem durch die Meidung der epidemiologisch relevanten Gebiete vorbeugen. Doch auch durch das Durchgaren von Speisen, dem Abkochen von Trinkwasser, den Einsatz von Moskitonetzen und Anti-Insekten-Mitteln in den entsprechenden Risiko-Regionen lässt sich eine Protozoeninfektion so gut es geht vorbeugen. Malaria kann zudem durch eine entsprechende medikamentöse Prophylaxe möglichst verhindert werden. Allerdings gilt hierbei zu beachten, dass die Medikamente keinen vollumfassenden Schutz bieten.