Unter Tinnitus versteht man prinzipiell Ohrengeräusche, die ohne akustischen Reiz passieren und als störende Schallempfindung wahrgenommen werden.
Das Ohrgeräusch als akustische Wahrnehmung an sich ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Vergleichbar mit Schmerzen ist Tinnitus häufig ein Warnsignal und zeigt eine Fehlfunktion, Überlastung oder Erkrankung im Ohr an.
Rund 1,5 Millionen Tinnitus Erkrankungen gibt es alleine in Deutschland, etwa 8 bis 13 Prozent der betroffenen Personen leiden darunter erheblich.
Die Patienten klagen über Pfeifen, Klingeln, Brausen, Zischen, Brummen und vieles mehr, entweder zeitweise oder dauernd. Gleichzeitig können Hörminderungen einhergehen.
Die Ursachen für Tinnitus können vielfältig sein. Es kommen Schwermetalle, Medikamenten-Nebenwirkungen, Nährstoffmängel, Folgen eines Morbus Menière oder einer Otitis (Mittelohrentzündung) und vieles mehr in Frage.
Wie weiter unten stehend näher dokumentiert, spielen auch Faktoren wie Stress, Angst, einschneidende Lebensereignisse teilweise eine nicht, außer Acht zu lassende Rolle.
In der Praxis ist es schwierig, die Ursache des Tinnitus genau zu beurteilen. In der Schulmedizin unterscheidet man zwischen subjektiven und objektiven Ohrgeräuschen.
Subjektive Geräusche
Diese Geräusche werden nur vom Patienten selbst wahrgenommen. Sie treten in der Regel als Begleitsymptome bei nachstehenden Erkrankungen auf:
• Mittelohrentzündung
• Otosklerose (Erkrankung des Knochens, der das Innenohr umgibt)
• Meniere-Krankheit (Erkrankung des Innenohrs)
• Anämie
• Blutdruck Anomalie
• Krankhafte Veränderungen im HWS-Bereich
• Lärmbelästigung
• Hörsturz
• Lärmtrauma
• Viruserkrankungen
• Durchblutungsstörungen der Kopfgefäße
• Herzklappenerkrankung
• Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse
• Diabetes
• Intoxikationen (Streptomycin, Arsen)
• Psychische Überbelastungen
Objektive Hörgeräusche
Diese können nicht nur vom Patienten gehört werden, sondern auch vom Untersucher.
Sie werden häufig durch Gefäßanomalien wie Fehlbildungen, Aneurysmen, Stenosen oder durch vermehrte Ohrdurchblutung ausgelöst.
Objektive Hörgeräusche können aber auch durch Bewegung des Kiefergelenks (Knacken!) oder durch offenstehende Eustachie-Röhre (Ohrentrompete) verursacht werden.
Stress und Tinnitus
Körperlicher oder seelischer Stress lösen unmittelbar keinen Tinnitus aus. Jedoch gibt es Untersuchungen, denen zufolge 26 Prozent der Menschen mit chronischem Tinnitus berichten, dass diese entweder Stress haben oder hatten. Demnach kann das Ohrengeräusch auch ein „innerer Seismograph“ des akuten Stresslevels sein.
Auslösende Faktoren könnten sein:
• Depression
• Angst
• Einschneidendes Ereignis
• Schwere Schlafstörung
Untersuchungen zufolge neigen Patienten unter Stress dazu, die Geräusche viel lauter wahrzunehmen. Aus diesem Grund kann eine Entspannung bereits dazu führen, die Symptome zu lindern.
Chronischer Tinnitus und die Seele
Eine Studie des Zentralinstitutes für seelische Gesundheit in Mannheim ergab, dass es eine Verflechtung zwischen Psyche und Hören beim chronischen Tinnitus gibt. Betroffene nehmen emotionale Eindrücke auch mit jenen Gehirnarealen wahr, die mit der Hörbahn vernetzt sind, nach dem Motto: Gefühle hören.