Was ist West-Nil?
Das West-Nil-Virus hat seinen Ursprung in Afrika und wurde das erste Mal im Jahr 1937 in Uganda festgestellt. Die ersten Fälle in Europa traten in den 60-er Jahren in Frankreich auf. Vor allem wurden bis heute Infektionen bei Pferden, Vögeln und auch Menschen in den südeuropäischen und südosteuropäischen Ländern mitgeteilt und gemeldet. Das West-Nil Virus ist auf allen Kontinenten der Welt zu finden.
Wie wird das West-Nil-Virus übertragen?
Blutsaugende Stechmücken sind die Hauptüberträger des Virus, dabei sind Vögel die wichtigsten Wirte. In etwas selteneren Fällen kommt es zu einer Übertragung des Virus auf Pferde und Menschen. Seit Jahren schon wird die Verbreitung des West-Nil-Virus in Europa ganz genau beobachtet.
Wie häufig kommt das West-Nil-Virus vor?
Das Virus scheint in der Lage zu sein, in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern zu überwintern. Im Jahr 2018 wurde das Virus bei Pferden und Vögeln nachgewiesen. Ein Jahr später wurden dann die ersten Fälle, fünf diagnostizierte Infektionen in Ostdeutschland, gemeldet. Diese wurden vermutlich durch Mücken im Inland übertragen. So wurde das Virus erstmalig in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Berlin registriert und nachgewiesen. Als weiteres Risikogebiet gilt für das Robert Koch-Institut das wärmere Gebiet rund um den Oberrhein.
In Deutschland wird der Erreger hauptsächlich von der enorm verbreiteten Steckmücken der Familie Culex übertragen. In südlichen Ländern Europas wird das Virus schon seit vielen Jahren übertragen und kann auch dort hervorragend überwintern.
Vor dem Jahr 2019 waren die Infektionen nur bei Reisenden nach der Rückkehr nach Deutschland nachgewiesen worden. Besonders verbreitet ist das Virus in Afrika, Westtürkei, Israel, Indien, Teilen von Südostasiens und zwischen Nord- und Mittelamerika. Es konnten im Jahr 2019 im Ausland Nachweise von sieben infizierten Bundesbürger festgestellt werden. Von Todesfällen in Zusammenhang mit dem Virus ist nichts bekannt.
Welche Morphologie weist das West-Nil-Virus auf?
Das seit dem Jahr 1937 bekannte RNA-Virus, gehört zur Familie der Flaviviridae, welches nicht nur in tropischen, sondern auch in klimagemäßigten Regionen verbreitet ist. Hauptsächlich werden Vögel, Pferde und andere Säugetiere durch Stechmücken infiziert. In sehr seltenen Fälle kann das Virus auch auf den Menschen übergehen.
Durch welche Symptome macht sich das West-Nil-Virus bemerkbar?
Nur ein kleiner Teil der infizierten Personen zeigt überhaupt Symptome und nur etwa 1 % der Infizierten erkrankt schwer. Doch aufgrund der vielen symptomlosen Infektionen geht das Robert Koch-Institut von einer höheren Dunkelziffer der Infektionen aus. Nach einer Infektion mit dem Virus entwickeln etwa ein Fünftel der Betroffenen Symptome mit Fieber und grippeähnlichen Beschwerden. Diese können zwischen drei und sechs Tage andauern. Der Krankheitsverlauf beginnt meist mit:
- spontan einsetzendem Fieber,
- Kopfschmerzen,
- Rückenschmerzen,
- Schüttelfrost,
- Lymphknotenschwellung,
- Abgeschlagenheit.
In sehr seltenen Fällen entwickelt sich aus der Infektion mit dem West-Nil-Virus eine Gehirnentzündung.
Wie wird das West-Nil-Virus diagnostiziert?
Liegt ein Verdacht auf eine Infektion mit dem West-Nil-Virus vor, sollte nach Möglichkeit ein Speziallaboratorium die Diagnostik von Labormaterial übernehmen. In den ersten paar Tagen, nach dem die Symptome begonnen haben, lassen sich im Serum, Vollblut oder Liquor virale RNA vorwiegend mithilfe eines RT-PCR Test nachweisen. Nach den ersten Tagen ist der Nachweis mittels IgM und IgG Bestimmung im Serum oder Liquor sinnvoll. Da IgM-Antikörper sehr lange nachweisbar sind, ist es ratsam eine abschließende Diagnose durch die Untersuchung von Verlaufsproben zu stellen. Anhand eines vierfachen Anstiegs der spezifischen Titer lässt sich das West-Nil-Virus zweifelsfrei nachweisen und bestätigen.
Wie wird das West-Nil-Virus behandelt?
Gegen das West-Nil-Virus gibt es keine spezifische antivirale Behandlungsmöglichkeit. Daher wird es rein symptomatisch behandelt. Sollte sich ein Krankheitsverlauf verschlechtern, wird der Betroffene in ein Krankenhaus eingeliefert, um unter Beobachtung zu stehen.
Zu welchen Komplikationen kann das West-Nil-Virus führen?
Bei etwa jeder 100. Person wandelt sich die Infektion mit dem West-Nil-Virus in eine schwere neuroinvasive Erkrankung. Zumeist tritt bei einem Teil der Betroffene eine Meningitis aus, welche aber in den meisten Fällen gutartig ist. In etwas selteneren Fällen kommt es zu einer Enzephalitis, mit folgenden Symptomen:
- mentale Veränderungen,
- schlaffe Lähmungen,
- Schwäche der Muskeln,
- Ataxie,
- Optikusneuritis,
- epileptische Anfälle durch Veränderungen der Hirnnerven.
In
außergewöhnlichen Fällen werden Entzündungen der Leber oder des Herzens
beobachtet. In der Regel heilt eine Infektion mit dem West-Nil-Virus
ohne Komplikationen aus. Sollte sich eine Enzephalitis entwickeln, muss
zu 50 % mit Spätfolgen gerechnet werden. Etwa. 5-10 % der Betroffenen,
die eine neuroinvasive Erkrankung durch das West-Nil-Virus erleiden,
sterben. Besonders davon betroffen sind ältere Menschen und Personen mit
einer Immunsuppression und Menschen mit kardiovaskulären
Vorerkrankungen.
Wie kann man sich vor dem West-Nil-Virus schützen?
Besonders im Sommer und im Frühherbst, sollten Ärzte immer bei entsprechenden Symptomen das West-Nil-Virus im Hinterkopf behalten. Eine Übertragung des Virus ist sowohl durch Bluttransfusionen, Organtransplantationen als auch während der Schwangerschaft möglich.
Bisher gibt es noch keine Impfung gegen das Virus. Daher gilt der Mückenschutz als effizientestes Mittel. An Orten, wo sich viele Mücken sammeln, sollte man langärmelige Blusen oder Hemden und auch lange Hosen tragen. Zu Hause kann man sich mit Fenstergitter und Moskitonetzen vor den Stechmücken schützen.
Besteht eine Meldepflicht für das West-Nil-Virus?
In Deutschland gilt das Vorkommen des West-Nil-Virus bei Pferden oder Vögeln als anzeigepflichtige Tierseuche. Seit dem Jahr 2016 ist, laut deutsches Infektionsschutzgesetz, ein direkter oder auch indirekter Nachweis von West-Nil-Erregern beim Menschen namentlich meldepflichtig. In Österreich hingegen unterliegen ausschließlich Krankheitsfälle oder Todesfälle der Meldepflicht. In der Schweiz ist schon ein positiver Befund seitens des Labors nach dem Epidemiengesetz zu melden.